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Vorträge



SAMSTAG



Naida Pintul: Zum Wesen der Prostitution - eine feministische Kritik
10.15-11.45Uhr


Kaum ein Thema erzeugt innerhalb feministischer Kreise so viele, teils erbittert geführte Kontroversen wie Prostitution. Im Mittelpunkt stehen dabei oft individuelle Betroffenengeschichten, meist von glücklichen Sexarbeiterinnen, die ihrer Tätigkeit selbstbestimmt nachgehen. Was hier oft zu kurz kommt, ist jedoch zum einen die Frage, wie Prostitution in ihrer aktuellen Ausprägung gesellschaftlich ermöglicht wird, zum anderen sind es die Stimmen derjenigen Frauen in der Prostitution, die ebenjenes Narrativ vom »Job wie jeder andere« nicht bedienen. Der Vortrag wird Prostitution vor dem Hintergrund patriarchaler Geschlechterverhältnisse aufrollen und ein Grundgerüst liefern, sie über individuelle Betroffenengeschichten hinaus zu analysieren. Vor allem soll herausgestellt werden, welche (abstrakten) Gemeinsamkeiten der Straßenstrich mit dem Nobelescort teilt und wieso Prostitution grundsätzlich nicht feministisch legitimiert werden kann.



Shewa Sium von agisra e.V.: Frauenhandel als Menschenrechtsverletzung - Beratung und Begleitung der Betroffenen aus sozialarbeiterischer Perspektive
12.00-13.30Uhr

Der Vortrag beinhaltet die Komplexität und der Vielsichtigkeit des Phänomens Menschenhandel, Gesetzlage und die Unterstützungsmoglichkeiten der Betroffenen von Frauenhandel.



Sabine Kopal: Ausstieg aus der Prostitution – Chancen und Grenzen für die soziale Arbeit

14.30-16.00Uhr

In dem Vortrag sollen die Hemmnisse und Schwierigkeiten in der Arbeit mit weiblichen Prostituierten und dem Ausstieg aus der Prostitution besprochen und Lösungswege aufgezeigt werden. Denn ist die Entscheidung zum Ausstieg aus der Prostitution gefallen, sind viele Hürden zu überwinden.

Das Handlungsfeld Prostitution ist für die Soziale Arbeit sehr komplex und vielschichtig. So ist Sisters e.V. in der täglichen Arbeit mit Themen wie Migration, Armut, Trauma, fehlende Bildung und Sprachschwierigkeiten, psychische Labilität und Überschuldung konfrontiert. Frauen die lange in der Prostitution gearbeitet haben, müssen komplett neue Lebensperspektiven entwickeln und bedürfen eine oft intensive und lange, psychosoziale Begleitung durch die Sozialarbeiterin. Das größte Problem bei einem sofortigen Ausstieg aus der Prostitution stellt außerdem die zu erwartende Wohnungslosigkeit dar.

Sabine Kopal arbeitet bei Sister e.V., zu dessen Selbstverständnis die Auffassung gehört, dass Prostitution eine Tätigkeit ist, die Frauen massiven psychischen und physischen Schaden zufügt. Die freiwillige „Sexarbeiterin“, die professionell und selbstbestimmt ihrer Arbeit nachgeht, ist eine Rarität und hat nichts mit der Realität auf dem Prostitutionsmarkt zu tun.



Solveigh Senft: # RotlichtAus: Kampagne gegen den Sexkauf
16.15-17.45Uhr


# RotlichtAus setzt sich aus dem Landesfrauenrat Baden-Württemberg und den Frauen von SISTERS e.V. zusammen. Gemeinsam wollen sie zukünftig dafür sorgen, dass es im ganzen Land eine starke gemeinsame Botschaft gegen den Sexkauf gibt.

Das heißt, sie wollen alle Kräfte bündeln, und mit einer Sprache und einer Kampagne gegen die Prostitution in Deutschland ankämpfen. Aus diesem Grund wurde #RotlichtAus - die Gemeinschaftskampagne für ein Sexkaufverbot – von ihnen entwickelt.

Solveig Senft, Mitinitiatorin der Kampagne, wird zum Thema informieren, historische Hintergründe erläutern, das politische Konzept der Kampagne erklären, informieren, wie Gruppen und Personen sich daran beteiligen können und mit dem Publikum über die nächsten Aktionsschritte diskutieren.



SONNTAG

Anielle Gutermann: Die Macht das doch freiwillig. Ideologische Voraussetzungen der Prostitution
10.15-11.45 Uhr


Prostitution ist strukturell mit einer Vielzahl von gewaltförmigen, gesundheitsgefährdenden Elementen gespickt. Das sie für die in ihr Tätigen höchst gefährlich sein kann scheint den Meisten klar zu sein. Dies beiseite wischend folgt oft die Behauptung, dass sie, wären die Arbeitsbedingungen weniger gefährlich, ein „Job wie jeder andere“ sei. Hinter diesem kurzen Satz findet sich ein ideologisches System an Überzeugungen und Rechtfertigungen, das die Prostitution erst möglich macht – sie gar zur emanzipativen Praxis erklärt.

Ohne einen klassenübergreifenden Konses innerhalb der Zivilgesellschaft, kann die jährlich über fünf Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftende Bordellbranche nicht existieren. Innerhalb dieser Kneipe schauen wir uns an, welche Überzeugungen hinter der die Prostitution befürwortenden Position stehen und welchen Sinngehalt beispielsweise die zentrale Figur der „Freiwilligkeit“ hat.




Manuela Schon: Prostitution als Herrschaftsmittel – warum sie uns alle angeht
12.15-13.45 Uhr 


Prostitution als Instrument zur Sicherung männlicher Vormachtstellung

Die Soziologin und politische Aktivistin Manuela Schon, analysiert - unter Einbeziehung der Analysen der so genannten zweiten Welle des Feminismus - das Feld der Prostitution vor dem Hintergrund der Analyse des französischen Soziologen Pierre Bourdieu über "Die männliche Herrschaft". Sie zeigt auf, warum und wie Prostitution die soziale Funktion erfüllt, die untergeordnete Position der Frau in der patriarchalen Geschlechterhierarchie aufrecht zu erhalten. Damit ist Prostitution ein Macht-Instrument, von dem Freier wie Nicht-Freier profitieren und welches allen Frauen individuell und kollektiv schadet.



Huscke Mau: Wie gesetzgeberisch umgehen mit Prostitution? Regulation von Prostitution – Diskussion der verschiedenen gesetzlichen Modelle
14.45-16.15 Uhr

In ihrem Vortrag wird Huschke Mau, Prostitutionsaussteigerin, Aktivistin und Gründerin der unabhängigen Interessenvertretung für Frauen aus der Prostitution NETZWERK ELLA, die verschiedenen gesetzgeberischen Möglichkeiten, mit Prostitution umzugehen, vorstellen: Welche Arten der Legalisierung gibt es? Was ist der Unterschied zwischen Prohibition und dem Nordischen Modell? Ist Legalisierung und Kriminalisierung dasselbe? Und was bedeuten die verschiedenen Modell für Betroffene?"


Brigitte Kiechle : Bebel, Kollontai, Goldmann, Mujeres libres...zum Verhältnis von linken Strömungen, Arbeiter*innen- sowie Frauenemanzipationsbewegung zur Frage der Prostitution
16.30-18.00 Uhr

In der aktuellen Debatte um "Sexarbeit" ist es sinnvoll einen Schritt zurück zu machen, und sich zu vergegenwärtigen, welche Positionen emanzipatorische Bewegungen in der Vergangenheit zum Thema eingenommen haben.

Der Input der Referentin Brigitte Kiechle schlägt den Bogen von den Debatten der Arbeiter*innenbewegung Ende des vorletzten Jahrhunderts bis hin zu den kämpferischen Frauen der Zapatistas und in Rojava.

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